CHURBAYERISCHES FREUDENFEST IM NEUEN SCHLOSS SCHLEISSHEIM

29. September 2018

Treffpunkt/Ort: Neues Schloss Schleißheim

Das Fest ist keine statische theatralische Veranstaltung, sondern eine Folge von Haupt- und Nebenattraktionen. Das Publikum soll in den Räumen und im Garten flanieren und dabei auch vom kulinarischen Angebot (barocke Originalrezepte) Gebrauch machen, das in der Sala Terrena präsentiert wird.

Herzstück des Programms ist die Inszenierung der Turnierkantate „Gia` dall‘ Isser ameno“des aus Verona stammenden bayerischen Hofkomponisten Pietro Torri aus dem Jahre 1718, die in Schleißheim nach 300 Jahren erstmals wieder zur Aufführung gelangen soll.
Sie ist entstanden, als zwei der Söhne Max Emanuels – der spätere Kurfürst und Kaiser Karl Albrecht und Ferdinand Maria – frisch aus dem siegreichen Türkenfeldzug 1717 heimgekehrt, mit ihrem Onkel, dem Kurfürsten Joseph Clemens von Köln, zusammentrafen. Sie kamen, wie der Titel sagt, von der „lieblichen Isar“ her. Flora – Göttin der Pflanzen – fordert, den Prinzen Kränze zu flechten, wobei die blaue Hyazinthe und die weiße Narzisse in Wettstreit um diese Ehre geraten, der in einem Turnier ausgetragen wird, bei dem „Valore“, Göttin der Tapferkeit, als Schiedsrichterin fungiert. Die Farben stehen für Treue und Reinheit, zugleich evozieren sie das bayerische Wappen.
Die Kantate ist mit vier Sängern und Sängerinnen, Chor, drei Trompeten, Pauken und mehreren Streichern besetzt. Das „Turnier“ wird in barock-römischen Kostümen mit Pferdeatrappen als Roßballett mit anschließendem Ring- und Kopfstechen tänzerisch vorgeführt. Im Freien kann man sich davor und zwischendurch reale Reiter ansehen, die eben diese Übungen auf einer Turnierbahn im Park vorführen.

Die Turnierkantate wird zweimal aufgeführt, am Anfang und am Ende (vor dem Feuerwerk) der Veranstaltung. Ihr geht jeweils im Vestibül und Treppenhaus der Ein- bzw. Auszug Max Emanuels und seiner Söhne in voller Rüstung, begleitet von allegorischen Figuren und Grenadieren des kurbayerischen Leibregiments voraus bzw. folgt ihr nach.
In den Stunden dazwischen weist das Programm als gliedernde Elemente weitere Höhepunkte auf:

Barocker höfischer Tanz.

Szenen aus dem Tanztheater des
Gregorio Lambranzi (Nürnberg 1716)

Darunter befindet sich eine Szene mit Bierfaßschefflern (es werden im gastronomischen Bereich speziell gebraute „historische“ Biere angeboten) und mehrere Szenen mit Figuren der Commedia dell‘ Arte. Das Tanztheater klingt aus mit einem Karnevalsturnier von 1721 nach dem Turnierbuch des Kurprinzen Karl Albrecht.

Des weiteren wird zweimal im Rahmen von inszenierten

„Modenschauen“
die Entwicklung der Schleißheimer Schloßanlage und des höfischen Lebens, das in ihr stattgefunden hat, illustriert, wobei die Schwerpunkte in der Zeit des ersten Kurfürsten Maximilian I. (Altes Schloß und Klausen, Mode um 1620) und des Kurfürsten Max Emanuel (Schloß Lustheim und Neues Schloß, um 1700) liegen.
Natürlich werden alle Darbietungen fachgerecht und unterhaltsam kommentiert.

Nach der 2. Aufführung des Turnierkantate verlassen der Kurfürst und sein Gefolge das Schloß und führen einen Festzug zum Mittelkanal an (wenn das Wetter es zuläßt), wobei zahlreiche venezianische Masken bei Fackelschein und bengalischem Licht ein eindrucksvolles Ambiente schaffen. Der Kurfürst besteigt eine Gondel und leitet den Angriff seiner Soldaten auf die im Kanal schwimmende Inselfestung, der mit einem großen Feuerwerk endet.

Die höfische Musik und die Tanzdarstellungen liegen in den Händen von Prof. Michael Eberth (Hochschule für Musik und Theater, München) und Jadwiga Nowaczek (La Danza). Die bei Hof so beliebte „bäuerliche“ Musik tragen die Wittelsbacher Turmpfeiffer aus Landshut bei. Dazu kommen u.a. die Reitergruppe „Timetrotter“ in den Uniformen der Gardehartschiere Max Emanuels , die Gondel von „La Gondola Barocca“ und der Feuerwerksservice Stöcklin.